2002: Zugewinngemeinschaft

The Truth Lie(s) in Rostock

„August 1992, Lichtenhagen, Rostock. Die Polizei zieht sich zurück, als Neofaschisten ein vietnamesisches Wohnheim in Brand setzen und viele Zuschauer applaudierend dabeistehen. Der Film interviewt die Beteiligten, diskutiert den Rückzug der Politik gegenüber dem Mob und zeigt Aufnahmen aus dem Inneren des Hauses während der Attacke.“ (Spectacle Productions Ltd.)

Drüben

Das ZDF-Magazin „Drüben“ zeigt sich tolerant und weltoffen, ganz im Sinne der sozialdemokratischen Regierung auf Annäherungskurs. Beobachtet werden vor allem die zahlreichen bundesdeutschen und West-Berliner Delegierten auf den Weltfestspielen, darunter Bundestagsabgeordnete aller großen großen Parteien. „Anti-Imperialismus finde ich gut!“ bekennt der Moderator und setzt hinzu, „wenn es

DEFA

Die Deutsche Film AG, kurz DEFA, war ein volkseigenes, vertikal integriertes Filmunternehmen der DDR mit Sitz in Potsdam-Babelsberg. Die Defa-Stiftung unterhält heute u.a. das Filmarchiv, eine Einrichtung zur Sammlung, Erhaltung und Nutzbarmachung von Filmen deutscher Provenienz und Werken der internationalen Filmkunst, der Kinofilmproduktion der DEFA-Studios sowie des im Produktions- und Distributionsprozess von Filmen entstandenen Informations- und Dokumentationsmaterials. 1990 geht das Staatliche Filmarchiv der DDR im Bundesarchiv-Filmarchiv auf.

Deutsch

Der Augenzeuge

Zwei Defa-Wochenschauen dokumentieren den ersten und den letzten Tag der Weltfestspiele. Die großen Feiern und abseits davon, eine alte deutsche Frau, die den Delegierten Rosen schenkt. Vietnamesische Soldatinnen, mit Orden bestückt. Eine Band aus Kongo auf ultrahohen Plateauschuhen. Der sparsame Kommentar lässt Platz für atmosphärische Bilder und Originaltöne. „El Pueblo Unido“ weht durch das Stadion der Weltjugend.

Danach hätte es schön sein müssen

„1974 fährt meine Mutter nach Bremen. Sie nimmt ein Hotelzimmer und bringt sich darin um. Sie ist 42 Jahre alt geworden. Zuhause wird über den Selbstmord nicht gesprochen. 1997 treffe ich nach Jahren ohne Kontakt meinen Vater wieder. Er wohnt immer noch in der Wohnung, in die er vor 41 Jahren mit der Frau und dem Kind eingezogen ist. Im Schlafzimmer bedeckt dieselbe blaue Decke die Betthälfte meiner Mutter. Der Vater ist inzwischen 91 Jahre alt. Danach und über die folgenden zweieinhalb Jahre hinweg mache ich mit einer DVKamera Aufnahmen. Ich filme obsessiv die Wohnung.

Nachlass

„In ,Nachlass’ fungieren die Alltagsgegenstände einer Immigrantin nach Kanada als Platzhalter für all die Informationen, die zwangsläufig zwischen Sprachen und Kulturen im Prozess der Migration verloren gehen. Doch während diese Geschichte aus der Zeit der Jahrhundertwende schriftlos bleibt, verlangt ihre Fortsetzung nach Bezeichnung: die Erfahrung einer Immigrantin nach Deutschland, das sich ,kein Einwanderungsland’ nennt.“ (Robin Curtis)

A Season Outside

„Kanwar, dessen Familie 1947 aus dem zwischen Pakistan und Indien zerschnittenen Punjab fliehen musste, unterlegt seine Rückkehr an die seit 50 Jahren umstrittene Staatsgrenze mit Gedanken und Fragen, die eine aus dem Off kommende Stimme formuliert. Sie kreisen um die Vision einer gewaltfreien Gesellschaft und werden oft fast zynisch gegen die Bilder gesetzt, die Orte sozial und staatlich anerkannter Gewalt zeigen. Häuser, die für Frauen wie Gefängnisse sind, Hahnenkämpfe auf dem Marktplatz, die abseits gelegenen Behausungen für Flüchtlinge: Warum sind wir ,wir’ und sie die ,anderen’?

Limes Bio-Border/ Park/Spektakel

„Östlich des Neusiedler Sees, im so genannten Seewinkel, vermengen sich der Assistenzeinsatz des österreichischen Bundesheeres („Aktion Limes“) und der Nationalpark zu einem außergewöhnlichen Spektakel. Lokale Geschichte, Biologie und die verwechselbaren Bild- und Tonzeichen der Natur- und GrenzschützerInnen in der Landschaft lassen die globale Dimension hinter dem nationalen Ritual verschwinden. „Natur“ dient als unverdächtiger ideologischer Rohstoff.

Lola + Bilidikid

Kutlug Ataman erzählt die fiktive Geschichte einer „doppelten Migration“: nach Berlin und aus der Homophobie der familiären Strukturen in die „Familie“ der Drag Queens, wie sie im Berliner SO 36 und in einigen kleineren Clubs berühmt wurde. Der 17-jährige Murat wird mit der Autorität seines schwulenfeindlichen Bruders Osman konfrontiert. Er findet auch heraus, dass ein weiterer Bruder, „Lola“, bereits durch Osman aus der Familie vertrieben wurde. Das starke Auftreten von Begehren und Macht in der Familie greift Motive aus Fassbinders „Whity“ auf.

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