2013: Utopien vermeiden

Ann Al Sho'our Bel Berouda (Feeling Cold)

Frauen aus Kairo sprechen über ihre Erfahrungen in der Entwicklung ihrer Sexualität, Erziehung durch die Eltern, die erste Liebe, Hochzeitsrituale, ihr Leben allein und über die Erwartungen, die von außen an sie gestellt werden. Sie alle erleben ihre Körper als gesellschaftliche Körper, ihr Begehren ist in gleichem Maße dadurch geprägt wie davon unabhängig. Sexualität ist nicht an Geschlechtsidentität gekoppelt, sondern vielmehr lebendiger Teil eines gesellschaftlichen Prozesses, der Identitäten hervorbringt.

Come As I Rise

Come As I Rise wurde im Januar 2009 während des Ashura Rituals in Nabatiyeh gedreht. Das Ritual wird stets im engen Zusammenhang mit der Geschichte des Ortes gesehen, als Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Beschwörung der Zukunft, als Peinigung und Wehklage. Doch Kinda Hassan will weder dokumentieren noch analysieren. Sie begibt sich mitten ins Geschehen und begegnet den Männern, die sich blutig schlagen, auf Augenhöhe. „Im Pathos badend ist dieser Film kinetische Poesie.“

Kinda Hassan

Cairography

Die Arbeit an dem Video begann als Sammlung von Geschichten zweier nicht ägyptischer Frauen und Freundinnen, die ihr Verhältnis zur Stadt Kairo, ihre physische Präsenz in den Straßen der Stadt thematisieren.

Die Choreographin Dalia Naous und die Videokünstlerin Kinda Hassan erproben in ihrem Video Möglichkeiten des Körpers, den Restriktionen der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. Sie untersuchen die sichtbaren und unsichtbaren Barrieren zwischen dem öffentlichen und dem privaten Raum in Kairo: Wie ist es dort, durch die Straßen zu laufen? Was ist erlaubt und was nicht?

Bruce Lee in the Land of Balzac

Honoré de Balzac schrieb eindrücklich über die Schönheit französischer Landschaften und darüber, wie normative gesellschaftliche Strukturen die menschliche Natur verformen. Bruce Lee erfuhr als Kind die japanische Besatzung und verbrachte seine Schulzeit an einem britischen College. Nun wird er wieder in einer fremden Umgebung ausgesetzt – und es gibt kein zurück.

Some End Of Things: The Conception of Youth

Ein Ei wandert durch Judith Hopfs Film Some End of Things: The Conception of Youth, schreitet stoisch durch das Atrium einer modernistischen Architektur, steigt die Treppen herauf, läuft die Gänge und Verbindungsbrücken ab, spiegelt sich en passant in den Rastern der Fassade – bis es schließlich an dem Versuch scheitert, sich Einlass in das Gefüge aus Glas, Stahl und Beton zu verschaffen. Das Ei ist zu groß, die Tür zu klein und der Körper zu hart, um nachzugeben – eine Idee verkantet sich in der Struktur der normierten Welt. (Grazer Kunstverein)

O Quam Tristis (O How Sad)

Vom Kino lernen: In William Whylers The Big Country (1958) kämpfen die Schauspieler Gregory Peck und Charlton Heston in der weiten Landschaft die ganze Nacht lang bis zum nächsten Morgen – auf die Art und Weise lösen sie ihre Probleme. Diese körperliche Auseinandersetzung war die Inspiration für ein Home-Movie, in dem eine erwachsene Tochter mit ihrer Mutter kämpft. Dazu ein Chor: „Love me, love me, pretend that you love me.“

Sailboat

Sailboat ist ein struktureller Film, der auf einem Loop basiert: Ein Segelboot fährt immer wieder aus dem Bild heraus. Große Buchstaben, die die Tiefe des Horizonts mit der Flächigkeit des Filmbildes verbinden, sagen zweifelsfrei, was es ist: ein Segelboot. Wäre da nicht eine nackte Schulter, die sich plötzlich von vorne links ins Bild schiebt. Vielleicht doch ein Home-Movie?

Subjektitüde

Die inneren Monologe einer Frau und zweier Männer, die auf einen Bus warten, bilden ein fließendes Szenario aus Verführung und Bedrohung: „Na? Noch so’n ziegenbärtiger Mann. (...) Wie heißt dieses Fremdwort: Sex, ja Sex ist es wohl (…) Ein Schiff, ein Schiff kommt an, sie steigt ein, er fällt ins Wasser und aus.“

Critical Mass (Hapax Legomena III)

Ein Film, der die gesellschaftliche Matrix intimster Beziehungskonflikte freilegt und offenbart: „A specter is haunting the cinema: the specter of narrative. If that apparition is an Angel, we must embrace it; and if it is a Devil, then we must cast it out. But we cannot know what it is until we have met it face to face.“ („Ein Gespenst geht im Kino um: das Gespenst des Narrativs. Sollte es sich bei dieser Erscheinung um einen Engel handeln, müssen wir ihn umarmen; und ist es ein Teufel, müssen wir ihn verbannen.

Seiten