2013: Utopien vermeiden

Kinshasa 2.0

In Kinshasa 2.0 geht es um die Geschichte von Marie-Thérese Nlandu, einer Menschenrechtsanwältin und ehemaligen Präsidentschaftskandidatin in der Demokratischen Republik Kongo, die verhaftet und inhaftiert wurde und 2006 nach Großbritannien fliehen konnte. Der Film begleitet ihre junge Nichte, die immer noch in Kinshasa lebt und dort regelmäßig ein Internetcafé aufsucht. Die virtuelle Onlinewelt Second Life ist der einzige sichere Ort, an dem das Mädchen mit dem Avatar ihrer im Exil lebenden Tante kommunizieren kann.

Hold Your Ground

In Hold Your Ground verwickelt uns eine Darstellerin in einen intensiven und sehr persönlichen Sprechakt. Dabei ist ihre Sprache keine klassische, linguistische Sprache, sondern vielmehr eine Art „Ur“-Sprache, ein körperlicher Morsecode vielleicht oder eine Semantik der Gesten, deren Bedeutung eher in einer affektiven als in einer kognitiven Dimension liegt. „Hold Your Ground ist das Begleitstück eines umfassenderen Films, den wir gemeinsam mit dem Autor China Miéville geschrieben haben.

The Russian Woods

Drachen, Bären Meerjungfrauen, Wolfspinnen, Wanderratten: Dies sind die unheimlichen Bewohner von Chto Delat?s russischen Wäldern. In ihrem fabelartigen Stück, in dem ein Chor, eine Tanzgruppe, eine Filmleinwand und nicht zuletzt ein Publikum mit von der Partie sind, dekonstruieren Chto Delat? nicht nur die zeitgenössische russische (Klassen-)Gesellschaft, sondern auch das Medium des Theaters selbst. Zwei Kameras dokumentieren, wie die Vorstellung sich entfaltet, eine ist vor und eine hinter der Bühne positioniert.

Teilweise von mir – Ein Volksstück

Der auf Super 8 gedrehte und von Hellmuth Costard zusammen mit Winfried Burtschel, Susanne Müller und Thomas Wittenburg realisierte Film verbindet vielfältige Aussagen und Meinungen zu Beruf, Wirtschaft, Geld, Werbung, Mensch und Technik. Jeweils einen dieser Gedanken – Sätze wie „Wer bestimmt, wann man sich schämen muss?“, „Haben Pflanzen eine Seele?“ oder „Ohne Webstühle keine Stoffe“ – ließen die Filmemacher von über 600 Passanten u.a.

Mit beiden Füßen auf der Erde

Der von 1952 bis 1965 bestehende Verein „DIE WAAGE. Gemeinschaft zur Förderung des sozialen Ausgleichs e.V.“ war ein informeller Kreis von Unternehmern, der sich mit Hilfe verschiedener Kampagnen für die Sicherung der sozialen Marktwirtschaft und die Aufrechterhaltung der bürgerlich-konservativen Mehrheit bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag einsetzte.

Ostwärts

Christian Petzolds an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) produzierter Dokumentarfilm zeigt die Gegend um das nördlich von Berlin an der Fernverkehrsstraße 2 gelegene Biesenthal Ende des Jahres 1990. Ruhige, beobachtende Aufnahmen stehen neben Interviews dreier Personen, die von ihren Plänen und Versuchen eines ökonomischen Neuanfangs erzählen: Eine junge Frau aus dem Westen will in Biesenthal Gesichtsmalerei betreiben, weil ihr in der ehemaligen DDR eine größere Offenheit für Neues zu existieren scheint.

Intervista (Finding the Words)

Im Alter von 23 Jahren fährt der Kunststudent Anri Sala von Paris aus auf Heimaturlaub nach Tirana, der Hauptstadt Albaniens. Im Haus seiner Eltern findet er eine Filmrolle: 16 mm, schwarz-weiß, aus einem anderen Leben. Das Material zeigt einen Jugendkongress der Kommunistischen Partei, bei dem u. a. der Diktator Enver Hoxha und eine junge Aktivistin zu sehen sind: Salas Mutter Valdet. Doch die Tonspur ist verschollen und Valdet kann sich nicht erinnern, was sie damals als glühende Kommunistin in einem nach dem Auftritt mit Hoxha geführten Interview sagte.

Öndivatbemutató (Self Fashion Show)

Trotz seines frühen Todes zählt der Aktionskünstler und Dichter Tibor Hajas zu den bedeutendsten ungarischen Künstlern seiner Generation. In Hajas’ Kurzfilm Öndivatbemutató (Self Fashion Show), 1976 im Balázs Béla Stúdió (BBS) entstanden, werden Passanten auf einem belebten Platz im Zentrum Budapests angehalten und gebeten, eine Minute lang in einer Pose ihrer Wahl in die Kamera zu blicken und sich als „Models ihres eigenen Schicksals“ zu präsentieren.

Sonnabend, 17 Uhr

Ula Stöckl porträtiert Münchner Abiturientinnen vor dem Hintergrund der Frage, was junge Leute am Samstag um 17 Uhr tun. Der während Stöckls Studium an der Hochschule für Gestaltung in Ulm produzierte Film zeichnet das Selbstbild einer ganzen Frauengeneration. „Fingerspitzen zupfen unsicher an Tischdecken, während zu maskenhaftem Kameralächeln verzogene Münder hölzerne Sätze von sich geben. Die Erwähnung des Wortes ‚Rendezvous‘ wird von verlegenem Kieksen begleitet.

Träumt für morgen

In einem Ostberliner Hinterhof sehen Kinder ein Kasperletheater und fertigen danach mit einfachen Mitteln eigene Handpuppen an. Die erste Geschichte führen sie am Krankenbett eines Freundes auf. Sie spielen Szenen ihres Lebens nach und träumen davon, welche Berufe sie später einmal ergreifen wollen. „Glückliche Welt, in der jeder alles werden kann“, folgert der Kommentator am Ende des durch die authentische Darstellung der Kinder und ihres Milieus bestechenden Dokumentarfilms. Träumt für morgenist ein Plädoyer für menschliche Solidarität und eine Zukunft in Frieden und Freiheit.

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