2004: Common Property/Allgemeingut

Experiencia de accion: 30 dias

Die Aktionen des DIP konzentrieren sich auf Räume des alltäglichen Lebens. Sie fokussieren bestimmte Situationen, um die Beziehung zwischen Individuum und Umgebung deutlicher hervortreten zu lassen. Durch die wohlüberlegten und symbolträchtigen Aktionen des DIP eröffnet sich eine andersartige Erfahrung von Wirklichkeit. Die Projekte der kubanischen KünstlerInnengruppe machen dabei nicht bei Performance, Happening oder irgendeiner anderen künstlerischen Sprache Halt.

Ciné-tracts

Die offiziellen Standpunkte der Regierungen von Washington, Paris und Bonn wurden 1968 vor allem auch durch Filme unterlaufen. Leichte 16mm-Filmausrüstung und Synchronton ermöglichten es der Protestbewegung, militante Filme als Selbstverständigungsmedium herzustellen. Anonyme Kollektive erlernten im Strudel der Ereignisse den Umgang mit Kamera und Schnitt; dem Mangel an finanziellen Mitteln wurde mit improvisierten Gestaltungsformen begegnet. Wo Originalmaterial fehlte, wurden Zeitungsbilder verwandt.

Lost Library

Die Aneignung, Organisation und Interpretation von Wissen sind zentrale Themen der mehrteiligen und assoziativen Installation "Lost Library" von Edgar Arceneaux. Dabei dienen Texte wie "Die Bibliothek von Babel" von Jorge Luis Borges oder Umberto Ecos Beschreibung der Bibliothek von Alexandria, dem Ort, an dem einmal alles verschriftlichte Wissen versammelt war, als fiktives Material. Strukturelle und ideologische Bezüge werden zwischen diesen Ordnungssystemen und mittelalterlichen sowie aktuellen Kartographien aufgetan.

Gesichte

Sei es wegen seines Architektur-Hintergrunds oder bloß, weil er in einer Stadt wohnt, schreibt Can Altay zu seinen jüngsten Arbeiten, jedenfalls interessiere ihn, wie städtischer Raum Bedeutung bekomme und wie diese Bedeutung sich über eine Nutzung herstelle, die durch Architektur nicht vorhersehbar ist. Seine Methode ist dabei die des Spazierengehens oder eher des ruhelos Auf- und Abstreifens in den Territorien, die von seiner eigenen Gesellschaft, also seiner Klasse und seiner sozialen Zugehörigkeit, auch hergestellt werden.

Wastelands of Halle

Lara Almarcegui interessiert sich für Brachflächen als ungestaltete Gebiete. Alles dort geschieht zufällig, ohne jegliche Verbindung zu einem Masterplan oder zu Vorstellungen von ArchitektInnen, UrbanistInnen oder PolitikerInnen. Ansonsten versteckt ablaufende oder unterdrückte Entropie- und Verfallsprozesse können sich hier frei entfalten. Alles scheint möglich und Menschen können das Gebiet auf verschiedenste Weise spontan nutzen.

Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt

Unter großen materiellen Schwierigkeiten produzierte der junge Regisseur Slatan Dudow einen der wenigen eindeutig kommunistischen Filme der Weimarer Republik, 'Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt', nach einem Drehbuch von Bertolt Brecht und Ernst Ottwalt. Rund ein Viertel der Szenen mußte in zwei Tagen abgedreht werden. Nach seinem Erscheinen wurde der Film sofort von der Filmprüfstelle Berlin zensiert. "Der Inhalt und Absicht des Films geht am besten aus der Aufführung der Gründe hervor, aus denen die Zensur ihn verboten hat", schreibt Brecht.

Safe Society

In der Form eines Werbespots führt das Video die wichtigsten Konzepte für eine neue Welt der Sicherheit vor. Magerbutter, alkoholfreier Whiskey, nicht tödliche Waffen. Das Recht auf Schutz, im Zusammenspiel mit dem Verbot, sich selbst einer Gefahr auszusetzen, eröffnet den Weg zum Null-Risiko. Entschädigte Katastrophen, begrenzte Verantwortung, ent-entfremdete Arbeit. Die Videospiel-Bilder, die oft kraftvoller und spektakulärer als deren Kinovorbilder wirken, verbinden alltägliche mit außergewöhnlichen Ereignissen. Koffeinfreier Kaffee, Ausbeutung ohne Schuld, Krieg ohne Todesopfer.

Living a Beautiful Life

Ein gut aussehendes Ehepaar berichtet in einer stilvollen Villa in Los Angeles abwechselnd in die Kamera, dass sie all das haben und all das sind, was sich andere nur ersehnen. Wie Replikanten zählen sie sämtliche Bestandteile eines traumhaft schönen Lebens auf; als Parameter dienen ihnen die vielen materiellen Kleinigkeiten, die das Leben so angenehm und sorglos machen können.

Ad Vice

Tony Cokes, Mitglied des Kunstkollektivs X-PRZ und der Band SWIPE, arbeitet in seiner Kunst mit Video und Musik und bedient sich der Mittel von Appropriation und Re-Präsentation. 'Ad Vice' verwendet Werbesprüche, Rocklyrics und Musikvideos als Material. Satz folgt auf Satz, dargestellt in einem werbetauglichen Schriftbild, das in ihrer Qualität verminderte Videoaufnahmen von Rockmusikern überlagert. Cokes konfrontiert die BetrachterInnen mit direkten Fragen oder Vorschlägen und schwankt mit seinen nüchternen Statements zwischen philosophischen Platitüden und Werbeslogans.

Architecture of Reassurance

Ein junges Mädchen bummelt durch die sterile Welt einer südkalifornischen 'Gated Community', einer abgeschlossenen und gesicherten Wohlhabendensiedlung. Nach einigen unglücklich verlaufenden Begegnungen freundet sie sich spontan mit einem anderen Mädchen an, die ein abgeschottetes Leben mit ihrer Lieblingspopmusik führt. Unterdessen verwandelt sich die vorstädtische Umgebung in ein hyperreales Bild von unerträglicher Perfektion.

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