2004: Common Property/Allgemeingut

Panel Common Property

Ausgangspunkt der inhaltlichen Überlegungen zur 6. Werkleitz Biennale war eine Debatte über Copyrights. Dabei stellte sich schnell heraus, dass der Konflikt zwischen dem für KulturproduzentInnen selbsverständlich erscheinenden Recht, Zugriff auf gesellschaftlich relevante Bilder und Informationen zu haben, und dem AutorInnenrecht ein symptomatischer ist. Die Forderung nach neuen, auf Information und Wissen ausgedehnten Eigentumsverhältnissen, dient vor allem dem Interesse der zunehmend auf billige (intellektuelle) Ressourcen angewiesenen Industrien etwa im Bereich der Biotechnologie.

Panel Public Production

Der öffentliche Raum ist ein Ort für freie und widerstreitende Ausrucksformen, ein physischer oder medialer Raum, in dem sich kulturelle und öffentliche Diskussionen in unterschiedlichsten Handlungs-, Kooperations- und Konfliktformen ausbreiten können. Gleichwohl führt nicht jedes neue Medium automatisch zu einer Ausweitung des öffentlichen Raums.

Found Portrait

Florian Zeyfangs Arbeit "Found Portrait" besteht aus 92 ausschnitthaften Reproduktionen von Diego Riveras Wandarbeit "Portrait of America", die wie ein bruchstückhaftes Panorama entsprechend der originalen Position von Riveras Bildtafeln gehängt werden. Riveras marxistisches Bild der Geschichte Amerikas entstand 1933, kurz nach der Übermalung des berühmten Wandbildes im Rockefeller Building, für die New Workers School in New York, welche vom Leiter der kommunistischen Partei, Jay Lovestone, gegründet worden war.

La Commune (Paris 1871)

Im März 1871 tobt der Bürgerkrieg in Paris. ArbeiterInnen und Revolutionäre des 11. Arrondissements gründen die Pariser Kommune, in der Absicht, soziale Reformen, demokratische Mitbestimmung und die Verbesserung der Lebensbedingungen auf den Weg zu bringen. Peter Watkins Film "La Commune (Paris 1871)" (FR 1999, 345 min) verknüpft die Wiederinszenierung des bis heute vernachlässigten Schlüsselereignisses im Kampf der europäischen Arbeiterklasse des 19.

Sean Snyder

Sean Snyder stellt Visualisierungen von eigenartigen, oft historischen Zusammentreffen von gesellschaftlicher Befindlichkeit mit der gebauten Umwelt her. Dabei sieht er die gebaute Umwelt selbst nicht bloß als Visualisierung oder Dokument des Gesellschaftlichen an, sondern zum einen als Sprache oder Ausdrucksform, zum anderen als Materie, die eine andere als die erwünschte Wirklichkeit herstellt.

Culture is our business

1989 gründete Bill Gates die Firma Corbis, die heute eines der größten Bildarchive der Welt ist, dessen Bedeutung auf Ankäufen großer Fotoarchive mit historisch bedeutenden Bildern (u.a. der Bettmann-Sammlung) beruht. Die Lagerung der über 70 Millionen Abbildungen wurde 1999 von New York City in einen stillgelegten Kalksteinstollen in Pennsylvania verlegt. Rund zehn Prozent der Sammlung wurden digitalisiert und, mit einem Wasserzeichen versehen, auf der Netzseite der Firma veröffentlicht.

Flying Garden - Spatial and temporal characteristics for a sustainable colonization process

Tomas Saracenos fortlaufendes Projekt "Air-Port-City" imaginiert eine Ansammlung aus amorphen, kinetischen Strukturen, die wie gewichtslose Wolken in der Luft schweben. In den aus halbtransparenter Folie konstruierten Räumen soll es möglich sein, sich zu treffen, sich zu unterhalten, sogar zu leben und zu arbeiten. Ihre unbegrenzbare Ausdehnung und ihre Beweglichkeit zielen darauf, das ökonomische Prinzip von Immobilien zu verändern und neue Diskussionen über Eigentumswerte in Gang zu bringen.

Something missing

Bereits in den 1950er Jahren kamen VietnamesInnen in die DDR, um unter dem staatlichen Programm der "Bruderhilfe" in den Betrieben und Werkstätten zu lernen. Auch wenn von offizieller Seite behauptet wurde, dass durch das angeeignete Wissen der VertragsarbeiterInnen in erster Linie die Ökonomie ihrer Herkunftsländer gestärkt werden sollte, beruhte die hohe Einwanderung in den 1970er und 1980er Jahren auf einem steigenden Arbeitskräftemangel in der DDR. Die vietnamesischen ArbeiterInnen wurden hauptsächlich in der Textilindustrie und für Fließbandarbeit eingesetzt.

Handpicked Rejects

In den Sweatshops der Länder der sogenannten "Dritten Welt" werden die Produkte exklusiver Marken billig hergestellt. Dass in denselben Ländern die angeblich exklusive Ware auf der Straße billig zu kaufen ist, stellt das System gewissermaßen auf den Kopf. Die Künstlerin Sharmila Samant hofft, indem sie mit Hilfe eines eigenen Labels von ihr ausgewählte Kleidungsstücke als Kunstwerke auszeichnet (nicht als original internationale Designerprodukte) und diese in Ausstellungen verkauft, das marktwirtschaftliche System von Monopol und Urheberrecht zu hinterfragen.

subkulturist

Das Projekt "Subkulturist" sucht eine Verbindung zwischen dem digitalen öffentlichen Raum ("digital commons", also öffentlich zugängliche Informationen, die von ihren UrheberInnen zu diesem Zweck unter eine Open Content-Lizenz gestellt wurden) und dem physischen öffentlichen Raum der Stadt herzustellen. Es erforscht den Zusammenhang zwischen lokalen Initiativen der Medien- und der Popkultur und versucht Situationen für die Vernetzung und die Zusammenarbeit der verschiedenen Initiativen zu schaffen.

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