1998: Sub Fiction

Downside Up

Ein Film, der mit einfachen Kamerabewegungen ganz verschiedene Beziehungen zum Boden erforscht und überprüft. Die Perspektive umkreist kontinuierlich Plätze, Gegenstände, Menschen und Situationen. Die Kamera verweilt in ihrer Beobachtung zunächst beim Gegenstand und wird dann allmählich so beschleunigt, bis der Boden sich zu drehen beginnt wie eine in die Luft geworfene Münze, um dann, wiederum ganz langsam, über die Kante der Erde zu schwingen.

Site/Recite (A prologue)

Mit erstaunlicher Präzision bewegt sich „Site/Recite" in einer Reihe von nahtlos ineinander übergehenden Schnitten, die zu einem kontinuierlichen Fluß von Detailaufnahmen einer an einen Friedhof erinnernden Tischplatte verschmelzen mit Knochen, Schmetterlingsflügeln, Eierschalen, Samenhülsen, zusammengeknüllten Zetteln, Totenschädeln. Diese Taxonomie der Enteignung – „kleine sich häufende Tode" – bildet das Gegenstück zu einem gesprochenen Text über die Verbindung zwischen semantischem Bewußtsein und visueller Erfahrung.

Selected Tapes 93-96

Paul Harrison und John Wood fordern in ihren minimalistischen und exakt durchkomponierten Kurzperformances die Gesetze der Schwerkraft und der Physik heraus; testen ihr eigenes Stehvermögen, Hänge- und Fluchtverhalten – serviert mit kühlem britischem Humor.

Eleven Waiters

Aufzug, Straße, Brücke – Ingo Günthers Band handelt von Orten der Bewegung und des Verkehrs. Durch vielfältige Variationen zum Thema Bildteilung und rhythmischer Schnitt untersucht er räumliche Parameter wie vertikal/horizontal, oben/unten, rechts/links, vor/zurück. Die Montage von Wirklichkeitsschnipseln mündet in einer langen Einstellung einer fallenden Bombe. Danach geht das Licht aus.

Kobarweng or Where is your Helicopter?

Das Video greift die Geschichte der ersten Begegnung eines entlegenen Dorfes im Hochland Neuguineas mit der restlichen Welt wieder auf. Im Juni 1959 war tatsächlich eine wissenschaftliche Crew, einschließlich Anthropologen, mit Fallschirmen aus Hubschraubern abgesprungen. Diese Geschichte wird hauptsächlich von einem Einheimischen erzählt, der die Erinnerung an eine koloniale Vergangenheit reklamiert. Durch den Rollentausch von Beobachter und Beobachteten wird nun die Anthropologie eher als das „Andere" zum exotischen Objekt der Untersuchung und Erkundung.

Travelogue 5: Dèjá-Vu

In „vor-touristischen" Zeiten vermittelten Dinge aus fernen Ländern und Lebensgewohnheiten einen Einblick in eine „andere Welt". Mit der Zeit wurden diese Objekte gesammelt, musealisiert und ausgestellt. Heute wird eine Reise „woandershin" von einer Unzahl von Angeboten abgelöst, in die Erfahrung fremder Kulturen einzutauchen. Dieses dokumentarische Video präsentiert auf unterhaltsame Weise Japan als weltweit führenden Fabrikanten einer „Déjà-Vu"-Zukunft.

Morsen

In „Morsen" wurden jeweils zwei aufeinanderfolgende Einzelbilder aus Flugzeug-Abschußfilmen verwendet. Auf dem zweiten Bild ist jeweils ein Treffer zu sehen. Die beiden Bilder wurden in einem kleinen Computerprogramm so arrangiert, daß bei einem Mausklick vom ersten zum zweiten Bild umgeschaltet wird. Dabei erklingt ein Ton. Mit dieser Anordnung ist es möglich, einen Text zu morsen.

Die hier gezeigten drei Sequenzen sind Ausschnitte von drei verschiedenen Texten, die auf Video aufgezeichnet worden sind.

Valse Triste

„Valse Triste" beginnt damit, daß ein Junge in einem amerikanischen Mittelklasse-Schlafzimmer zu Bett geht. Verglichen mit den vielen persönlichen, miniaturistischen Einstellungen in „Take the 5:10 to Dreamland" sind die Bilder in diesem Film eher dokumentarisch, vermitteln in ihren Einstellungen und ihrer Tiefe mehr von der kleinbürgerlichen Geborgenheit.

Four Sided Tape

In einem Spiel von Illusion und Realität untersucht Campus die Qualität des Mediums Video als Spiegel auf direkte wie auch metaphorische Weise. Mit Chroma-Key Tricks oder unerwarteten Einstellungen zerreißt oder löscht er sein Abbild und ersetzt es durch ein anderes, bis er im Labyrinth der Technologie verschwunden ist.

Macumba

Manchmal filmt die Kamera wie von selbst. „Macumba" zeigt in 13 Szenen eine optische Verwicklung. Als Startsignal hört man aus Schwarzfilm ein zweimaliges Hämmern, so wie ein Sarg zugehämmert wird, und Macumba beginnt langsam aus dem Schwarzfilm. Ein schwarzes Pornopaar telefoniert in London und trifft dann in einem Park auf eine Schlange und wird mit Kalahari-Bushmen zu einer Filmmatrix gemixt, die sich unverständlich wie das wirkliche Leben zeigt. Quer durch „Macumba" Regenrauschen.

Seiten