2008: Amerika

Time & Fortune Vietnam Newsreel

Ein Fake-Interview mit dem „Lappländischen Kriegsminister“ wirft eine Außenperspektive auf den eigenen Krieg und diskutiert in ironischer Verzweiflung die Frage, ob man Vietcongs nicht auch billiger töten könne. Während sich die weiße Studentenschaft in den USA überwiegend mit dem Krieg in Südostasien auseinandersetzte, stand für die Afroamerikaner die eigene Situation im Vordergrund: Der Krieg in Vietnam und die Situation der Schwarzen in den USA waren für sie nur zwei Varianten desselben Rassismus (vgl.

Robert Jackson klagt an

Die Kritik am Vietnamkrieg im DDR-Film war in den meisten Fällen schlichte Feindpropaganda. Eine Ausnahme bildet Robert Jackson klagt an, der mit Zitaten des amerikanischen Chefanklägers in Nürnberg arbeitet; eine Argumentation, der man sich selbst heute nur schwer entziehen kann.

The Meadow

Konsequent, aber dennoch überraschend ist daher, dass der dritte Teil der Trilogie, The Meadow (2), wieder in Deutschland gedreht wurde – ohne den Ort explizit kenntlich zu machen. Zusammen mit seinem Bodyguard und einem riesigen amerikanischen Straßenkreuzer fährt der gealterte Jimmy in den Wald, um dort die Figuren seiner Filmkindheit – und nun auch des Werkzyklus von Bjørn Melhus – aufzusuchen. Die Tonzitate entstammen den James-Dean-Filmen Rebel Without a Cause und East of Eden sowie dem dramatischen Weltkriegs-Disneyfilm Bambi.

Auto Center Drive

Während sich Bjørn Melhus in Weit Weit Weg aus Sasnak, dem Akronym für Kansas, der Heimat Dorothys, nach Amerika träumt, ist er in Auto Center Drive dort angekommen. Als Teenager Jimmy, dem All American Rebel, stakst er durch die kalifornische Wüste und trifft dort die Idole seiner Jugend: Jimi Hendrix, Janis Joplin, alle gespielt durch ihn selbst.

Weit Weit Weg

Bjørn Melhus’ Methode inhärent scheint der Aspekt der Medienkritik. Seltsamer und irritierender ist jedoch der inhaltliche Strang seines Werkes: die Aufarbeitung der eigenen Kindheit durch die medialen, amerikanischen Figuren. Im Zentrum dieser Auseinandersetzung stehen die drei Arbeiten dieses Programms, die man als eine Trilogie begreifen kann. Sie beginnt mit Weit Weit Weg, in der Bjørn Melhus als Dorothy aus The Wizard of Oz erscheint und versucht, mit der Welt hinter dem Regenbogen, nämlich Amerika, Kontakt aufzunehmen.

Beatbox, alternate take

Als man Anfang der 80er das Gefühl hatte, die rebellische Energie des Pop habe sich endgültig im Discosound aufgelöst, kam der Hip-Hop, wieder aus dem Ghetto, wieder von der Straße, wieder von ganz unten. Mehr noch als seine Vorläufer Rock’n’Roll oder Rock sprach er nicht nur Jugendliche, sondern auch Kinder weltweit an, sogar entschiedene Feinde der USA drücken sich im Rap aus. Beatbox, alternate take portraitiert die „fünfte Säule“ des Hip-Hop, den Beatbox, bei der die Künstler alle Geräusche mit ihrem eigenen Körper erzeugen.

Einmal in der Woche schrein

Alle Anstrengungen der DDR, die jugendliche Musikkultur zu kontrollieren, sei es durch Verbote, sei es durch Gegenangebote, konnten das Bedürfnis nach einem anderen, eigenen Ausdruck nicht dauerhaft verhindern. Einmal in der Woche schrein dokumentiert zu der Musik der Rockgruppe Pankow eine „illegale“ Disko, in der die Jugendlichen ihren eigenen Sehnsüchten nachgehen konnten – offensichtlich nach dem Vorbild amerikanischer Leinwandrebellen. Konnte schon die Jugend nicht kontrolliert werden, so wurde doch wenigstens der Film verboten.

The Blues Accordin’ to Lightnin’ Hopkins

The Blues Accordin’ to Lightnin’ Hopkins ist ein Portrait des legendären Musikers und mehr noch seiner Lebenswelt in Texas. Blues, so wird in diesem Film spürbar, ist nicht nur eine Musik, sondern eine Lebenseinstellung, die sowohl der Trauer um das beständig erlittene Unrecht Ausdruck verleiht, als auch gleichzeitig einer enormen Lebensfreude, die den gesamten Alltag zu durchdringen scheint. Das Besondere an dem Film ist, dass die Intensität seiner Beobachtung den Betrachter an dieser Kultur teilhaben lässt.

Aus Westdeutschland, Der Augenzeuge Nr. 52

Jazz war in der DDR als Musik der Unterdrückten schnell akzeptiert. Rock’n’Roll dagegen wurde als „Veitstanz“ heftigst abgelehnt; wie übrigens auch lange in der BRD. Die explosive, rebellische Energie elektrisierte nicht nur die Unterdrückten im fernen Amerika, sondern auch die eigene Jugend und war daher offensichtlich zu bedrohlich. Der erste Augenzeuge von 1958 entwickelt eine abenteuerliche Logik zwischen den beiden Unheilen Rock’n’Roll und Wehrpflicht.

Symphony in Black: A Rhapsody of Negro Life

Symphony in Black: A Rhapsody of Negro Life verfolgt ganz offensichtlich den Zweck, die noch nicht etablierte schwarze Musik visuell zu vermitteln. Die heroisierenden Arbeitsbilder, ganz im Stile der 30er Jahre, gehen über zu einem unglaubwürdigen Mittelklassedrama um Eifersucht und Liebesschmerz. Dennoch wird die Verbindung aus Emotionen – vor allem Leid – und Musik deutlich und berührend.

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