2008: Amerika

Storyboard

Die allermeisten Reisen durch Amerika werden vor dem Bildschirm gemacht, in der Rezeption von  Spielfilmen. So ist es nur konsequent, dass auch in Deutschland Found-Footage-Künstler überwiegend mit Zitaten aus Hollywood-Filmen arbeiten. Die Entwicklung dieser Auseinandersetzung ließe sich exemplarisch an dem Werk Christoph Girardets nachvollziehen, der inzwischen einen eigenen Kosmos aus fremdem Material erstellt hat, der von den frühen Stummfilmen, über Monumentalfilm und Melodram bis hin zum Horrorfilm reicht.

Passing Suburbia

Passing Suburbia ist eine Parodie des Roadmovies in Deutschland. In einer Kamerafahrt um die typische Ödnis einer neuen deutschen Eigenheimsiedlung tauchen seltsame Gestalten auf: Dragking-Cowboys.

Borderline Disorder: Episode 6: Pic-nic

Die Freiheit des Westens endet an der schwerbewachten Grenze zu Mexiko. Um Mexikaner schon am Versuch des Grenzübertritts zu hindern, schalten die mexikanische und amerikanische Regierung Spots, die auf die Gefahren dieser Unternehmungen hinweisen sollen. Die in den USA lebende Mexikanerin Gabriela Monroy produziert dagegen Anti-Spots: Borderline Disorder: Episode 6: Pic-nic fängt in einer einzigen Einstellung die ganze Tragik ein, die diese Situation für Menschen bedeuten kann.

Destiny Manifesto

Destiny Manifesto traces the influence of the myth of the Wild West on America’s aggressive foreign policy. The USA is the oldest democracy in the world and nevertheless imposes excessive violence at home and abroad: this contradictory nature, often completely incomprehensible to foreigners, may perhaps indeed derive from Americans’ deeply rooted experience of frontier life, in which nature and neighbours consistently appeared as an enemy force, and self-defence as a sine qua non of survival.

New York Portrait: Chapter Two

New York Portrait: Chapter Two sind Stadtansichten der zur Ikone stilisierten Metropole, deren Erscheinungsbild durch die filmische Form völlig verwandelt wird: Als Stummfilm verschwinden Hektik und Betriebsamkeit (besonders die berühmten Polizeisirenen fehlen auffällig); die statische Kamera nimmt ihr jede Dynamik; die präzisen Auf- und Abblenden, die jede Einstellung isolieren, verweigern die psychologische Erzählung.

Psychic Tequila Tarot

Isabell Spengler wuchs als Kind der 68er Generation auf. In Psychic Tequila Tarot spielt sie das Hippiekind Leila: Was immer Leila als Teenager auch anstellte, ihre Eltern waren durch nichts zu schockieren. In Psychic Tequila Tarot fährt Leila in einem riesigen, seltsam geschmückten Straßenkreuzer durch Kalifornien, lädt Fremde zum gemeinsamen Trinken ein, legt ihnen Tarotkarten und erfüllt ihre erotischen Wünsche.

39/81: Which Way to CA?

Kurt Kren, einer der wichtigsten europäischen Avantgarde-Filmer nach 1945, zog 1978 in die USA, wo es finanziell mit ihm schnell bergab ging. Er lebte lange Zeit ohne Wohnsitz und mit Gelegenheitsarbeiten, lernte also die Schattenseite des amerikanischen Traums kennen. 39/81: Which Way to CA? ist ein „echtes“ Roadmovie: Im Zentrum des Films stehen Krens Autos und Straßenbilder.

Colosseoloop

Colosseoloop ist eine Found-Footage-Arbeit, in deren Zentrum das berühmte Amphitheater steht, Symbol der imperialen Macht und ihrer Grausamkeit. Eine amerikanische Einheit aus den 50er Jahren, Nachfolger des antiken Hegemons, jagt in den Ruinen des alten Europas „Etwas“, ein Phantom, welches man nie zu Gesicht bekommt – eine sehr aktuelle Parabel auf den Krieg gegen den Terror und sein Phantom Bin Laden. Der Titel Colosseoloop spiegelt die Unendlichkeit der sinnlosen Hatz.

America’s Army

Zwei Jugendliche nehmen enorme Mühen auf sich, um ihren neuen Computer nach Hause zu schaffen, auf dem sie dann ununterbrochen America’s Army spielen, das offizielle Rekrutierungsspiel der amerikanischen Streitkräfte: “Good morning soldier, today is the M16 training day.” Als es ihnen irgendwann doch langweilig wird, steigen sie auf das Autorennenspiel The Need for Speed um. Doch der ruhige und präzise Dokumentarfilm verfällt nicht dem Klischee medienhöriger Jugend: Am Ende des Filmes sieht man einen der Brüder meditativ Gitarre spielen.

Der unsichtbare Stacheldraht

Nicht nur die GIs unterliefen das Fraternisierungsverbot, auch die offiziellen Stellen schalteten schnell von Feindverwaltung auf Völkerfreundschaft um. Der unsichtbare Stacheldraht beklagt die Vorurteile der Deutschen gegenüber den Amerikanern und konstruiert um Sellerieknollen (deutsch) und Selleriestangen (amerikanisch) der Familien Schulz und Jones eine für den Re-education-Film typisch heitere Problemlösungsstrategie, um schließlich Wohltaten der Amerikaner wie Luftbrücke und Marshall-Plan aufzuzählen.

Seiten