2006: Happy Believers

Naïve Melody

„Es gibt eine Theorie, dass es an diesem Ort um Schlaf geht, und es gibt eine andere Theorie, dass es an diesem Ort um Qual geht.“ Kerry Tribes Naïve Melody zeigt einen üppigen Dschungel in Florida, und wir hören einem Amish-Dichter zu, der uns eine Geschichte mit verschiedenen Varianten erzählt, wohin wir von hier weitergehen könnten, als eine Meditation über das Leben nach dem Tode. „Es fasziniert mich, dass die Leute, die glauben, dies wäre ein Ort der Pein, scheinbar auch glauben, dies könnte auch ein Ort der Erhabenheit und der Freude sein.

One Black / One White

In One Black / One White dokumentiert eine stationäre Kamera den Moment, als zwei Hunde gefüttert werden. Die beiden Darsteller – ein weißer und ein schwarzer Hund aus demselben Wurf – gehen von Napf zu Napf, zusammen oder allein, unerfüllt in ihrer Suche nach Befriedigung und Begehren. Sie stecken ihren Kopf in den Napf des anderen, vielleicht in der Idee, ihr Begleiter hätte es besser. Schließlich laufen sie lässig weg und lecken sich dabei die Schnauze.

The Wandering Mind

The Wandering Mind zeigt mit einer Makrolinse aufgenommene Bilder einiger Ameisen bei der Arbeit, wie sie ein Stück Fisch hinter sich her zerren. Ihre routinemäßigen Bemühungen, ohne Anfang oder Ende, sind die einzig sichtbare Aktivität. Es ist der Soundtrack, der die Spannung steigen oder fallen lässt. Plötzlich verschwinden die Ameisen aus dem Bild, als ob Konzentration und Aufmerksamkeit des angenommenen Betrachters oder Forschers nachgelassen hätten und sich nun auf etwas anderes konzentrieren würde.

Curious About Existence

Das episodische Video Curious About Existence reagiert letztendlich auf eine uninspirierte aber vorherrschende Akzeptanz von moralischen Begriffen. Es beginnt mit einem Loblied, einer Ode an die sich abzeichnende Ekelhaftigkeit unserer organischen Existenz. Als Feier der Unordnung und Entropie scheint das erste Lied aus Neugier über die Möglichkeiten der Freude und Freiheit hervorgebracht zu sein.

Zoals het werd geopenbaard aan / As It Was Revealed Unto

Eine pittoreske Ansicht einer Landstraße macht einem idyllischen Tableau eines weiß gestrichenen Bauernhauses Platz, vor dem eine dralle Frau in holländischer Tracht sitzt, die ein dickes, nacktes Baby im Arm hält, dem sie fröhlich die Brust gibt. Der Klang russischer, geistlicher Musik ist zu hören. Mutter und Kind blicken selig lächelnd direkt in die Kamera. Sie steigen auf gen Himmel. Eine unfertige Offenbarung.

Qingjing Jing / Purity and Tranquility Scripture

In dem zwanzigminütigen Video, bei dem die Kamera fixiert ist, kommt ein Hund ins Bild und leckt hungrig die leere weiße Wand ab; dadurch erscheinen rötliche, chinesische Buchstaben eines traditionellen taoistischen Textes an der Wand. Es sind uralte Texte und sie beziehen sich auf die dichotome Ordnung der Welt, wo alles seinen definierten festen Platz hat: der Himmel ist rein, die Erde trüb, maskulin ist aktiv, feminin ruht usw. Der Text gibt auch moralische Ratschläge, wie man ein geistliches Leben führen kann, ohne von seinen fleischlichen Gelüsten beherrscht zu werden.

Die Menschen sind töricht, sie können nicht fliegen / People Are Foolish, They Don't Know How to Fly

Ein Junge mit sehr langen Haaren und tätowiertem Körper liegt in einem ungemachten, unordentlichen Bett. Die Wand hinter dem Bett ist mit Zeichnungen und Graffiti bedeckt, auch fliegende Figuren sind darunter zu sehen. Das Hintergrundgeräusch ist eine Art Off-Stimme, ein innerer Monolog auf Deutsch, mit einem leicht spöttischen Ton, zum Thema Fliegen. Der Junge starrt vor sich hin, sitzt eine Minute am Bettrand, trainiert seinen Bizeps mit einem Straps, und raucht dann auf dem Bett liegend eine gedrehte Zigarette.

Walkabout

In diesem kurzen Video sehen sie ein wespenähnliches Insekt über die Worte einer aufgeschlagenen Zeitung krabbeln. Nach seinen Bewegungen zu urteilen scheint das Insekt fast müde, suchend vielleicht, oder es krabbelt einfach herum, unfähig, sich über seine Situation zu erheben. Gleichzeitig hört man eine Stimme auf Englisch, aber mit einem fremden Akzent – es ist der Soundtrack von Lecture 21, The Secret of Secrets des verstorbenen Bagwhan – Statements über „Alleinsein ist ultimativ ... es gibt nichts anderes, als allein zu sein ...“.

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