2006: Happy Believers

La Ricotta

Danach wird Pasolini’s La Ricotta gezeigt, in dem die Passion Christi, die Kreuzigung, als eine Filmproduktion (Film im Film) inszeniert und zu einem erzählerischen Bild des sozialen, katholischen Konservatismus im Italien der späten 1960er Jahre gewendet wird. Einmal wird der Regisseur der ‚Passion Christi‘, Orson Welles als Pasolini, von einem Journalisten gefragt: „Was denken Sie über den Tod?“ Er antwortet: „Als Kommunist beschäftige ich mich mit diesem Phänomen nicht.“

(Einführung Death Can Dance 2 von Solvej Helweg Ovesen & Melvin Moti)

Vajtojca

Die gesellschaftliche Realität Albaniens spielt eine wichtige Rolle in der Arbeit des albanischen Künstlers Adrian Paci, der mit verschiedenen Medien arbeitet – Malerei, Zeichnung, Fotografie, Video und Installation. Pacis Arbeit setzt sich mit den zurzeit stattfindenden zahlreichen Umwälzungen seit dem Fall des Kommunismus 1991 in seinem Heimatland auseinander. Ein weiteres Thema seiner Arbeit sind seine eigenen Erfahrungen als Immigrant in Italien.

Da zdravstvuyet Meksika! / Que Viva Mexico!

Man sagt, "in Mexiko lachen sie über den Tod". Death Can Dance 1 präsentiert als Ausgangspunkt den klassischen Film Que Viva Mexico des russischen Filmemachers Sergei Eisenstein, gefilmt 1931-32 und erst 1979 von seinem Freund und Ko-Regisseur Grigori Alexandrov fertiggestellt. Im Kontext von Death Can Dance ist die moderne Darstellung der Unterordnung unter die Idee des Todes in der mexikanischen Kultur interessant. Der Prolog reflektiert über die historischen Pyramiden und die 'heidnischen' mexikanischen Beisetzungsriten.

Waking Life

Der Film folgt einem namenlosen jungen Mann (Wiley Wiggins) durch etwas, was ein Traum zu sein scheint oder vielleicht eine weniger objektive Realität als das, was wir allgemeinhin als Realität verstehen – etwas viel Ungewisseres. Seine Reise beginnt an einer Bushaltestelle, wo er, statt ein Taxi zu nehmen, per Anhalter bei einem Typ einsteigt, der einen bootähnlichen Wagen fährt.

No Sir, Orison!

„No Sir“ ist ein flottes wenn auch nur rhetorisches Anagramm von „Orison“, ein altmodisches Wort für Gebet, Hinwendung zu Gott und, in einem weiteren Sinn, das bloße Äußern von Wörtern. Zugleich stellt der Filmtitel selbst ein Palindrom dar, das zwei symmetrische, aber gegensätzliche Lager heraushebt: Umgangssprache versus zeremonielle Rede, eine Polarität, die Owen Land in dem Bild eines Fans in einem Supermarktgang komprimiert.

Preacher With an Unknown God

Rob VanAlkemade begleitet Reverend Billy und ‚The Church of Stop Shopping' während einer zehntägigen ‚Stop Big Boxes’-Tour durch Kalifornien. Erklärte Ziele der durchaus als exzentrisch geltenden Aktionen des Reverends sind Ketten wie Star Bucks oder Wal Mart. Exorzismus wird an Registrierkassen praktiziert oder hypnotisierende Predigten gehalten, wobei der Hauptdarsteller gelegentlich sein Bewusstsein verliert, nachdem er mit den Kreditkarten seiner Gemeindemitglieder in Kontakt gekommen ist. Die Dokumentation endet in New York, kurz nach der Republican National Convention.

Praise You

Das viel besungene, aber nicht weiter identifizierbare Gegenüber im Titel Praise You des britischen Musikers Fatboy Slim erfährt in diesem Music-Clip eine öffentliche Huldigung der besonderen Art. Dabei werden nicht nur Assoziationen zu den Ritualen der Shaker des 19. Jahrhunderts ausgelöst, sondern ebenso zu zeitgemäßeren Tanz-Improvisationen, die in Shopping Malls oder vor Orten der Unterhaltungsindustrie der unerschrockenen Werbung für ein neues Produkt oder eine neue Überzeugung dienen.

Sieben bis zehn Millionen

Stefan Panhans’ Videoarbeiten sind aufwendig gemachte Filme, in denen jedem Detail des Sets große Aufmerksamkeit zukommt, während die Protagonisten meist nur minimal agieren. In Sieben bis zehn Millionen fixiert ein junger Mann mit Hip-Hop-Cap und pelzbesetzter Kapuze den Blick der Kamera. In einem hysterischen, an Musikvideos erinnernden Stakkato-Monolog beschreibt er seine Vorgehensweise beim Kauf einer nicht näher bestimmten digitalen Hardware. Er spricht von der zehrenden „Konsumarbeit“, von der alltäglichen Verwirrung und den paranoiden Momenten im Elektronikmarkt.

Telemistica

Venedig, 1999. Christian Jankowski konsultiert telefonisch fünf verschiedene italienische TV-Wahrsager mit so schillernden Namen wie Antonio Vitale oder Barbara Perugljo. Jankowski stellt in gebrochenem Italienisch essenzielle Fragen, die seine künstlerische Arbeit betreffen, welche sich gerade im Entstehungsprozess befindet. Vom Studio Parapsicologia bis zu Sibilla, die mit entwaffnender Selbstsicherheit wirbt: ‚Sibilla, un nome, una garanzia negli anni’, sind sich alle einig: die Arbeit des Anrufers wird ein großer Erfolg.

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