2006: Happy Believers

The Idiot

Ein junger Mann in einer lila Sportjacke (Jeroen Eisinga) mit dem Emblem einer Krone auf dem Rücken erscheint aus einem Kornfeld und trifft auf einen Hund. Auf einer Holzbank stehend spricht er zur Kornernte, als wäre es eine Menschenmenge. Inmitten von Vogelgezwitscher und dem Zirpen von Grashüpfern ergießt sich seine Klage, gesprochen in sonorem Altholländisch. Er erklärt feierlich, wie er sein Volk liebt und beschreibt sein Königreich als ein Reich der Isolierten, des Bruchs.

Sovetskaja elegija / Soviet Elegy

Der Film beginnt mit einem Gang über einen Friedhof, der zum Sinnbild für das Ende einer politischen Epoche wird. Darauf folgen 120 Bilder kommunistischer Führer aus der Geschichte der Sowjetunion, deren Namen leise verlesen werden. In der Rückschau verleihen sie dem sich bereits in Auflösung befindlichen sozialistischen System noch einmal die Gesichter einer widersprüchlichen Zeit, der Ansätze gegensätzlicher Interpretationen und Umsetzungen der kommunistischen Utopie innewohnten.

The Actors of Subliminal History

Wer macht Geschichte? Wer ist die Hauptfigur in Momenten, in denen es scheint, dass Geschichte mit jener Intensität gefühlt, gesehen, sogar bestimmt wird, der sie ihre Präsenz verdankt, in der sie aufhört Alltag zu sein, und zum Schicksal wird? Und wenn die Antwort darauf lautet, die Massen seien die Hauptfigur – was genau bringt sie dazu, ihre Ziele klarzustellen, sich darüber zu einigen und zusammen zur Handlung überzugehen, um sie zu erreichen? Oder: In welchem Ausmaß tun sie dies wirklich?

Sanctus, Sanctus

1. Mai 1988 in Berlin, Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik. Kampf- und Feiertag der Werktätigen des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates. In einem russischen Farbfernseher, ‚Raduga’: Bilder der Maiparade. Dann, in Schwarz-Weiß, das Ritual: Das gesamte Ensemble der Deutschen Staatsoper Berlin, angeführt von der Intendanz, huldigt der Staatsführung der Deutschen Demokratischen Republik. Dazu, von Pavarotti gesungen, Sanctus. (Aus Grande Messe des Morts von Hector Berlioz.)
Was folgt ist Auflösung, Entgrenzung, Nacht.

(Thomas Werner)

Jerusalem, min elskede / Jerusalem My Love

Jerusalem My Love ist ein Film über die kompromisslose Glaubensnatur Jerusalems. Die Suche des Regisseurs nach seinem eigenen Glauben wird zu einer ‚kleinen Geschichte‘, in welcher sich die ‚große Geschichte‘ Jerusalems spiegelt – eine Geschichte über Verlust, Unterdrückung und Liebe. Die ‚äußere‘ Handlung des Films folgt den ‚Propheten‘ bei ihrer täglichen Arbeit im Zentrum der Gewalt in Jerusalem. Jeder repräsentiert eine der drei monotheistischen Religionen der Stadt.

The Great Escape

Die Videoarbeit The Great Escape von Jeroen Offerman ist seelenverwandt mit der Landschaftsmalerei des deutschen Romantikers Caspar David Friedrich. Die Romantische Schule drehte sich um die persönlichen Gefühle und Sehnsüchte des Künstlers – Romantiker wollten der Wirklichkeit entfliehen und hatten eine Neigung zu dem, was weit entfernt, fremd und unbekannt ist.

Everybody Loves a Winner

Geboten wird Trepanation (das Bohren eines Loches in den Schädel), ein Zwerg in Windeln, ein echter Froschkönig, Clinton, wie er Sharons Hand schüttelt, Soldaten, die Zivilisten schlagen, diskreditierte wissenschaftliche Theorien, die mit Landkarten illustriert werden, diverse polytheistische Idole und Tand, Kultmitglieder von Heaven’s Gate, und Witze über den agnostischen legasthenischen, an Schlaflosigkeit leidenden Menschen. Eine Erzählung voller bizarrer Anekdoten und dreckiger Witze, einfachen Sprichwörtern und merkwürdiger gesellschaftlicher Analyse.

My Browser

"All of Me is His, like a second Me. I am saved and fixated in the Browser I have to leave behind on earth." [Alles von mir ist seines, wie ein zweites Ich. Ich bin gespeichert und fixiert in dem Browser, den ich auf der Erde hinterlassen muss.]

sony/wmf/pp

„Irgendwann 1994 verspürte ich den Drang, in der Zurückgezogenheit der Amsterdamer Wohnung, die ich gerade bezogen hatte, einen schamanischen Tanz aufzuführen. Ich glaube, es hatte alles mit der Panik zu tun, die von meiner (kurz zuvor getroffenen) Entscheidung hervorgerufen wurde, Rumänien zu verlassen. Die Verwendung von Haushaltsgeräten anstelle von Amuletten, Spiegeln und Glocken und von einer Videokamera statt einer Trommel, hatte teilweise praktische und teilweise kulturelle Gründe. Die zynischen und absurden Aspekte des Ereignisses waren eher irrelevant, da es ja absolut privat war.

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